Gib mir, was ich brauche - Jetzt!

Hier geht's um ein häufiges Verhalten in Partnerschaften.

Es kann zumindest einen von beiden betreffen oder auch beide Partner im Wechsel.

In Zeiten wo wir mit uns selbst vielleicht nicht zufrieden sind oder es Stress in der Arbeit oder zuhause gibt, sind wir oft bedürftiger, z.B. nach Aufmerksamkeit, Gesehen werden, Anerkennung, Gespräch etc.

Meist appellieren wir als erstes dieses Bedürfnis an den Partner. Dabei kommt es einmal darauf an, in welcher Art und Weise wir das Bedürfnis appellieren und andererseits in welcher Gefühls- und Stimmungslage der andere Partner gerade ist.

Im günstigsten Fall kann der Partner auf unser Bedürfnis eingehen.

Heute soll es jedoch darum gehen, was passiert in uns, wenn der Partner unser Bedürfnis in diesem Moment nicht erfüllen kann oder will ? Welche Gefühle tauchen dann auf, sind das eher Gefühle der Kränkung, Frustration, Scham, Trauer oder sind gleich Wut und Ärger im Spiel ? Und wie gehen wir damit um bzw. leben wir diese dann aus ?

Oft geschieht dies leider in einer destruktiven und kräftezehrenden Weise für beide Partner.

 

 

Ein Beispiel:

Der Partner kommt ordentlich gestresst von der Arbeit nach Hause und erwartet, dass seine Frau sofort ein offenes Ohr für seinen harten Tag im Büro hat und ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkt. Sie ist aber noch mit den Vorbereitungen für das Abendessen und den Kindern beschäftigt und hat im Moment keine Muse für die Bedürfnisse des Partners. Deshalb ist er ganz plötzlich gereizt und verärgert ihr gegenüber und beschwert sich, dass das Essen noch nicht auf dem Tisch steht.

Alternativ könnte er auch gekränkt über Ihre Nicht-Zuwendung sich in seinen Hobbykeller verkriechen, erst verspätet und wortlos am Essen teilnehmen.

Natürlich könnte sich das ganze Szenario in Bezug auf die benannten Geschlechter auch andersherum abspielen. Sie kommt von der Arbeit und Er macht den Haushalt.

 

Lassen Sie uns mal die Hintergründe und Geschichte anschauen, die zu einem solchen Umgang mit nicht erfüllten Bedürfnissen führen. Diese beginnt bei uns allen oft in der Kindheit.

Wenn ein Kind eine Frustration erfährt, dann ist es zunächst mal sauer oder vielleicht auch gekränkt-traurig. Mit diesem Gefühl wendet es sich an an die Eltern bzw. an einen verfügbaren Elternteil. Von diesem will das Kind verstanden oder getröstet und mit seinem Bedürfnis gesehen werden. Viele Kinder erfahren jedoch weder das Trösten noch das Verständnis.

 

Nehmen wir ein kleines Beispiel :

Das Kind möchte kurz vor dem Mittagessen Süßigkeiten haben, bekommt sie aber aus - für Erwachsene - verständlichen Gründen nicht. Das Kind kann dafür jedoch gar kein Verständnis aufbringen und zeigt seine Verärgerung deutlich.

 

Jetzt gibt's mehrere Möglichkeiten dem Kind zu begegnen :

1. Das Kind um Verständnis bitten und ihm sachlich erklären, warum es jetzt keine Schokolade bekommt.

Typische Folge: Da das Kind noch nicht in der Lage ist, dies wirklich zu verstehen, denn dafür bräuchte es quasi einen "Erwachsenen-Verstand", ist es weiterhin stinkig und schraubt möglicherweise seine Bemühungen um die gewünschte Schokolade weiter hoch. Im Idealfall (für das Kind) erreicht es, was es will und hat dann gelernt, dass man nur genügend Druck machen muß, um seine Ziele zu erreichen.

 

2. Vater oder Mutter zeigen klare Kante und werden gegebenenfalls selber wütend über die Wünsche des Kindes .

Typische Folge: Das Kind muß sein Bedürfnis runterschlucken (anstelle der Schokolade) und noch dazu den natürlichen Ausdruck seiner Frustration, den Ärger, weil die Erwachsenen nun mal an der Macht sind.

Dieses Kind wird lernen, dass die eigenen Bedürfnisse und Wünsche falsch sind und die Gefühle der Frustration darüber auch nicht zum Ausdruck gebracht werden dürfen, weil das unangenehme Folgen haben kann.

Des Weiteren ist ein Kind auf eine sichere Bindung zu den Eltern angewiesen, deshalb wird es sich im Zweifel mit den Bedürfnissen der Eltern arangieren. Die Frustration aber bleibt im Inneren erhalten und staut sich dort auch an.

 

3. Die Eltern begegnen dem Kind mit echtem Mitgefühl, z.B. in dem man es ansieht und in den Arm nimmt und ihm vermittelt , dass man seinen Ärger verstehen kann, es momentan aber trotz allem keine Schokolade vor dem Mittagessen gibt, diese jedoch ganz sicher nach dem Mittagessen bekommen wird.

Auf diese Weise lernt das Kind mit einer empathischen Unterstützung des Erwachsenen, Frustrationen einerseits auszuhalten, aber noch mehr, dass es mit seiner Gefühlslage (Ärger) gesehen und angenommen wird.

 

 

Nun zurück zu unserem Paarkonflikt.

Auch hier geht es um Frustrationen bei nicht erfüllten Bedürfnissen, mit denen ein Beziehungspartner konfrontiert wird.

Der Umgang mit diesen hängt oft entscheidend davon ab, welche Frustatrionsstrategien wir in der Kindheit quasi erlernt haben. Sie können sich z.B. fragen werde ich eher wütend oder eher gekränkt, schmollend , beleidigt, wenn meine Bedürfnisse nicht erfüllt werden ? Und welche meiner Kindheitserlebnisse ähneln diesen Gefühlen?

Weiter gilt es dann herauszufinden, wie wir die in der Kindheit erworbenen und antrainierten Strategien verlassen können, um einen besseren und friedvolleren Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen in Beziehungen zu erreichen.

Was benötigen wir dafür, und wie können wir uns als Beziehungspartner hierbei gegenseitig unterstützen?

 

Die Auflösung dieses Rätsels können Sie liebe Leser*innen in der folgenden Ausgabe unseres Blogs erfahren.