Von Co-Abhängigkeit spricht man dann, wenn der Co-Abhängige das Wohl und die Unterstützung des/der Partner/in über sein eigenes stellt. Co-Abhängigkeit tritt oft in Beziehungen mit Suchtkranken auf. Hier versuchen die Co-Abhängigen die Sucht (Abhängigkeit) des Partners/der Partnerin, der Eltern, der erwachsenen Kinder zu bagatellisieren, zu vertuschen, Ausreden zu finden und den Süchtigen vor dem Umfeld zu schützen.
Angehörige von Suchtkranken leiden oft selbst stark unter den Auswirkungen der Sucht. Das ganze Familienleben wird davon beeinträchtigt. Oft kommen auch existentielle Sorgen hinzu. Die Betroffenen fühlen sich oft mit ihren Problemen alleingelassen und die Scham verhindert auch das Suchen nach Hilfe und Unterstützung.
Durch das In-Schutz-nehmen des Süchtigen und das Nicht-Wahrhaben-Wollen der Sucht des Partners/der Partnerin, wird die Sucht jedoch meist noch verstärkt, da sich bei dem Süchtigen durch die Rücksichtnahme nicht genügend Leidensdruck aufbaut, um die Suchtproblematik zu bearbeiten.
Der Leidensdruck und die Belastung beim Co-Abhängigen wird immer höher, je länger sich nichts an der Suchtproblematik ändert. Immer mehr kommen die eigenen Bedürfnisse zu kurz oder werden hinten angestellt.
Hier gilt es für Co-Abhängige zuerst einmal zu erkennen, dass sie mit ihrem Verhalten dem Suchtkranken tatsächlich nicht helfen.
Unterstützung ist hierbei für beide Betroffene dringend nötig. Der Süchtige muss auf seine Eigenverantwortung zurückgeworfen werden und der Co-Abhängige kann lernen, dass seine Übernahme von Verantwortung langfristig sich selbst schädigt und dem Anderen nichts nützt. Im Gegenteil es schwächt den Süchtigen auf Dauer sogar, da er so nicht in die Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit kommen kann.
Ein erster Schritt kann sein, sich Hilfe und Unterstützung von außen zu holen. Das kann neben einer Therapie auch eine Selbsthilfegruppe sein. Wichtig ist erst einmal sich dem Problem zu stellen und sich evtl. auch im Internet mit Gleichbetroffenen auszutauschen, um zu sehen, dass man nicht alleine mit diesen Problemen ist.
Mit ein Grund, in eine Co-Abhängigkeit zu geraten, ist oft ein mangelndes Selbstwertgefühl. Dieses kann durch ein sogenanntes Helfersyndrom bis hin zur Selbstaufopferung vorübergehend "aufgewertet" werden. In Frustration endet es aber dann, wenn diese Selbstaufopferung nicht vom jeweiligen Gegenüber wertgeschätzt wird.
Wichtig ist deshalb , dass sich der Co-Abhängige aus diesem Muster der Selbstaufgabe befreit und lernt, sich selbst mehr wert zu schätzen und seine emotionalen Grenzen zu wahren.
Sich selbst die beste Freundin/der beste Freund zu werden, ist die wichtigste Ressource und Fähigkeit, um mit sich ein zufriedenes Leben zu führen und Krisen gut zu bewältigen
Wenn sich Co-Abhängige auf den Weg zu sich selbst machen ,
wird das von den suchtkranken, abhängigen Partnern oft nicht begrüßt. Manchmal reagieren diese mit Vorwürfen, Beleidigt-Sein etc. Versuchen Sie in diesen Fällen sich klar abzugrenzen und vom Partner den Raum für die eignen Bedürfnisse und Wünsche einzufordern. Manchmal braucht es dazu auch eine räumliche Trennung. Schaffen Sie sich Ihren eigenen Raum. Sagen Sie sich jeden Tag, ich darf für mich gut sorgen und ich darf Grenzen haben. Mein Partner/meine Partnerin kann sich auch Hilfe von außen holen, ich muss das nicht alles alleine tragen.
Wenn Sie Kinder haben, unterstützt Sie vielleicht dieser Gedanke: Den Kindern geht es dann am besten, wenn es Ihnen selbst auch gut geht und Sie in Ihrer Mitte und Kraft sind und eben nicht, wenn sie sich für andere erschöpfen, verausgaben und opfern.
Es deutet viel auf Co-Abhängigkeit hin, wenn Du Dich in den folgenden Punkten erkennst (für Partner kann hier auch stellvertretend Eltern, erwachsenes Kind oder KollegIn stehen) :
- Du stellst Deine eigenen Bedürfnisse meist gegenüber dem Partner/der Partnerin zurück.
- Du übernimmst regelmäßig Aufgaben, die eigentlich die Aufgaben des anderen/der anderen wären.
- Deine Gefühlslage und emotionale Stimmung hängen stark von dem Gefühlszustand deines Gegenübers ab.
- Du fühlst Dich abhängig von der Bestätigung und dem Lob des Gegenübers.
- Du glaubst, dass ohne Deine Hilfe der andere verloren wäre bzw. es nicht weitergeht.
- Du lügst zum Schutz Deines Partner/Deiner Partnerin.
- Du fühlst Dich für den Partner/die Partnerin immer verantwortlich.
- Du fühlst Dich manchmal mit dem Anderen völlig überfordert und hilflos der Situation ausgeliefert.
- Du gibst Dein eigenes soziales Leben und Freundeskreis für den Anderen auf.
- Du suchst meist die Schuld bei Dir, wenn etwas nicht so läuft wie Du es Dir vorstellst.
- Du vertraust dem Partner/der Partnerin nicht, dass er/sie es alleine auf die Reihe bekommt.
- Du schämst Dich oft für den Anderen und versuchst das zu vertuschen.