Was bedeutet das ?
Der Begriff „Trigger“ stammt ja aus der Waffentechnologie, gemeint ist dort der Abzug einer Pistole, der, wenn man den Finger krümmt, den Schuß auslöst (insofern ist der Trigger ein Auslöser). Klingt gefährlich, ist es in diesem Fall auch, besonders dann, wenn am anderen Ende des Laufs ein Lebewesen steht.
Auch in der psychologischen Terminologie bedeutet der „Trigger“ etwas nicht ganz Ungefährliches. Als „Auslöser“ bringt er mich dazu, Dinge zu sagen oder zu tun , die ich bei vorheriger reiflicher Überlegung SO wahrscheinlich nicht gesagt oder getan hätte. Vor allem, wenn mein Handeln eine andere Person kränken, zurechtweisen oder klein machen sollte.
Das Interessante am psychologischen Trigger ist, dass ich selbst quasi diese „Waffe“ incl. Abzug bin, jedoch ein/e Andere/r durch sein oder ihr Sprechen bzw. Handeln den Abzug betätigt hat. So fühlt es sich zumindest für mich an, deshalb kann ich auch ohne mit der Wimper zu zucken diese/n Andere/n dafür verantwortlich machen, dass ich gleich losschieße. Ich kann ja nichts dafür, ich bin nur die „Waffe“, wenn Andere den Abzug betätigen, sind sie selber schuld.
Ein Beispiel:
Ihre Frau sagt zu Ihnen „Ich habe Dich heute morgen gebeten, den Müll rauszubringen und jetzt (20:00 Uhr) steht er immer noch da !?“ (Häufig wiederkehrendes Thema…)
Dieser Satz ist Ihr Trigger für Ihre folgende Reaktion (quasi Ihr Schuß aus der Hüfte): „Ja, mein Gott, ich habe den ganzen Tag wichtigere Dinge zu tun, als diesen scheiss Müll rauszutragen. Jetzt reitest Du da schon wieder drauf rum, ich hab's halt vergessen!“ in verärgert-aggressivem Tonfall. Infolgedessen ist der vorher noch erfreulich aussehende Abend gelaufen.
Jetzt werden Sie sagen „Klar, kenne ich alles. Was ist Besonderes dran?“
Das altbekannte Besondere daran ist, dass Sie (als „Waffe“) schon eine Patrone im Magazin hatten und Ihre Frau nur am Abzug kitzeln musste, damit es knallt. Dabei werden Sie jedoch nur das Kitzeln in die Verantwortung nehmen und NICHT die Patrone in Ihrem Magazin. Hier könnte man nun die Frage stellen „Wieso habe ich Patronen im Magazin ? Wieso renne ich überhaupt als geladene Waffe rum ?“
Mit diesen Fragen sind Sie auf einem guten Weg, um den oben beispielhaft angeführten Teufelskreis zu durchbrechen. Um beim Bild zu bleiben, könnte die nächste Frage lauten „Was ist dann die abgefeuerte Kugel ?“ Ganz einfache Antwort: Ihre ärgerlich-aggressive Reaktion in Richtung Ihrer Partnerin.
„Und was ist das Pulver in der Patrone ?“ Sehr gute Frage, denn ohne Pulver kein Schuss. Es muß also schon vor der Spielerei am Abzug etwas dagewesen sein, ein hochreaktives Gemisch, das nicht viel braucht, um zu explodieren.
An diesem Punkt müssen wir uns in die Ihnen nicht bewussten Tiefen Ihrer Persönlichkeit begeben, um dieses Pulvergemisch zum Vorschein zu bringen (das Pulver der Patrone steckt ja auch innendrin). Nun lautet die Frage „Was für ein Gefühl würde sich AUCH NOCH in mir zeigen, wenn ich die vorrangig gefühlte Wut einmal außer Acht ließe ?
In unserem Beispielfall: Verletztheit und Schuld.
Diese beiden Gefühlsqualitäten kennen Sie schon lange. Wenn Sie sich darauf einlassen, können Sie hören, wie Ihre Mama Ihnen als kleines Kind immer wieder Vorhaltungen gemacht hat:
„Jetzt ist die Mama aber traurig (gekränkt, verärgert etc.) ! Ich hab Dir doch schon 1000mal gesagt, Du sollst Dich nicht so schmutzig machen ! Aber wer nicht hören will, muß fühlen. Deshalb gibt’s jetzt keine Gute-Nacht-Geschichte.“
(= Liebesentzug)
Diese Pulvermischung aus dem Verletztsein durch Liebesentzug und dem Gefühl der eigenen Schuld daran (weil's die Mama so gesagt hat) macht logischerweise was ?
Richtig - wütend ! Warum ? Weil Sie tatsächlich gar nichts dafür konnten für die ganze Malaise : 1. ist es völlig normal, dass sich kleine Kinder schmutzig machen, 2. können sie deshalb nicht verstehen, warum Mama das so schlimm findet und 3. ist natürlich die Strafe dafür aus Sicht des Kindes absolut unberechtigt. Wenn das nicht Grund genug wäre, richtig wütend zu werden, was dann ? Aber halt, das geht ja gar nicht, wütend auf Mama zu sein. Das würde die ganze Sache nur noch schlimmer machen, zum Verzicht auf die Gute-Nacht-Geschichte käme evt. noch eine saftige Ohrfeige dazu (für's Wütendsein).
So, und jetzt wohin mit der Wut auf Mama für diese ungerechte Behandlung ?
Ab in die Versenkung des eigenen Unterbewusstseins damit. Da sollte sie bleiben für alle Zeiten. Das Dumme ist nur, daß diese unselige Verbindung aus Verletztheit und selbstzugewiesener Schuld (siehe ganz oben) das Gefühl Wut jederzeit wieder aus ihrem Verlies hervorzaubern kann. Da reicht schon der kurze Satz Ihrer Frau aus. Dieser kleine Satz bringt das versteckte Pulver zur Explosion und das Projektil Wut-Reaktion auf Ihre Frau zum Abschuss. Dabei wollte Sie doch nur den Müll rausgebracht haben, sonst nichts. Sie hat mit Ihrer Pulvermischung nichts zu tun, sie weiß auch gar nicht, woher Sie diese haben, denn Sie selbst „wissen“ es in diesem Moment ja auch nicht. Sie „schiessen“ einfach nur, weil Sie durch einen ausgesprochenen Satz Ihrer Partnerin „getriggert“ worden sind. Eigentlich schiessen Sie nicht auf Ihre Frau, sondern auf Ihre Mutter.
Wie lässt sich das vermeiden ?
Einfache und schwierige Antwort zugleich : Sich die ganze Sache bewusst machen !
Wenn Sie sich erlauben können, bewusst wahrzunehmen, dass Sie noch immer eine uralte Wut auf Ihre (zeitweilig) ungerechte Mutter mit sich herumschleppen, die vor allem durch Kritik und vermeintliche „Beschuldigung“ ausgelöst wird (in erster Linie durch Ihnen nahestehende Personen), dann werden Sie feststellen, dass der Satz Ihrer Frau tatsächlich nichts damit zu tun hat (es ging ja nur um den Müll…) Wenn Sie dann noch das erstmal auftauchende Wutgefühl dem Verhalten Ihrer Mutter in der Vergangenheit zuordnen können, dann steht Ihrer Partnerschaft eigentlich nichts mehr im Wege.
Ihre mögliche Reaktion auf den Satz Ihrer Frau könnte dann sein „ Oh, stimmt Schatz, das hab ich total vergessen. War heute ein echt langer Tag, weisst Du. Aber ich mach's jetzt gleich“.
Können Sie sich vorstellen, dass in diesem Fall der Abend in Ihrer beider Sinn verlaufen wird ?
PS: Die im Beispiel verwendeten Geschlechterrollen können natürlich genausogut umgedreht werden ;-)